Seit kurzem erfreuen sich unsere Patientinnen wie auch Mitarbeiterinnen an einer generalüberholten Lehrküche, die zu geselligen Kochaktionen und illustren Essensrunden einlädt. Unsere Ernährungsberaterin Miriam Berwig berichtet von der Planung des ersten, unbeschwerten Kochkurses seit Beginn der Pandemie und erzählt, warum Lebensmittelkunde und das gemeinsame Essen von Mutter und Kind immer wichtiger werden.
Liebe Miriam, du planst gerade einen gemeinsamen Kochabend für Patientinnen unserer Einrichtung. Auf welche Gaumenfreuden dürfen sich die Teilnehmerinnern des Kurses freuen?
Gemeinsam mit den Müttern und deren Kindern werden wir ganz einfache vegetarische Gerichte kochen. Wir werden Zucchinipizza, eine schnelle Tomatensuppe und einfache Haferbratlinge zubereiten. Zum Nachtisch gibt es ein, aus frischen Erdbeeren zubereitetes, Erdbeereis. Darauf freuen sich die Kinder am meisten.
Was bewirkt das gemeinsame Kochen bei den Patientinnen?
In erster Linie soll es Spaß machen. Mutter und Kind sollen eine schöne gemeinsame Zeit verbringen, an die sie sich gerne erinnern. Gesund zu Kochen bedarf nicht viel Zeitaufwand und Gesundes schmeckt auch den Kindern. Das ist mir wichtig zu vermitteln, denn viele Mütter berichten, dass ihnen die Zeit zum Kochen fehlt und sie dann doch schnell zum Brot oder der Tiefkühlpizza greifen. Auch die Kinder lernen, dass sie selbst schon das eine oder andere zubereiten können. Das schafft Selbstvertrauen und entlastet auch die Mütter.
Warum werden Lebensmittelkunde und das gemeinsame Familienessen immer wichtiger?
Leider sind viele von der Industrie angebotenen Lebensmittel zu süß, zu salzig und/oder zu fetthaltig. Das beginnt bei so manchem Früchtemüsli, dem Fruchtjoghurt oder dem Müsliriegel für zwischendurch, dem belegten Brötchen vom Bäcker bis hin zum zuckerhaltigen Getränk.
Uns ist wichtig, darauf hinzuweisen, worauf man achten kann. Das heißt nicht, dass man alles vom Speisplan streicht. Mütter sollten wissen, dass es sich oft um Süßigkeiten handelt, obwohl diese im ersten Moment als solche nicht erkennbar sind.
Ein anderer Punkt ist die gemeinsame Zeit. Meist finden sich die Familienmitglieder lediglich zu einer gemeinsamen Mahlzeit am Tag zusammen. Wenn dann nebenbei noch der Fernseher läuft oder am Handy gespielt werden darf, ist das sehr schade, denn die Achtsamkeit für das Essen geht verloren.
Gemeinsames Kochen und gemeinsames Essen ist wertvolle Familienzeit und gerade in der heutigen Zeit besonders wichtig.
Was war in der Vergangenheit Dein schönster Moment bei solchen Aktionen?
Es ist schön zu sehen, mit wieviel Freude Mütter und Kinder gemeinsam kochen. Auch sehr mäkelige Kinder probieren und sind stolz auf das, was sie gekocht haben. Es macht immer großen Spaß.
Du berätst die Mütter während der Kur bei Bedarf rund um die Ernährung ihrer Familien. Mit welchen typischen Fragen/Alltagsherausforderungen kommen die Mütter auf Dich zu?
Die meisten Mütter, die zu uns kommen, sind durch die Anforderungen im Alltag sehr gestresst und erschöpft. In diesem eng getakteten Alltag nehmen sie sich nicht die Zeit zum Essen und zum Kochen. Somit fehlen die Regelmäßigkeit und eine entsprechende Mahlzeitenstruktur. Dieses ist jedoch wichtig, um sich bewusst für die richtigen Lebensmittel zu entscheiden. Wenn man sehr hungrig ist, wählt man oft das Falsche.
Viele Mütter sind auch besorgt, was die Kinderernährung angeht. Entweder essen die Kinder nach Einschätzung der Mutter zu viel oder zu wenig oder zu einseitig. Hier geht es darum, zu sehen, wie groß die eigene Portionsgröße eigentlich ist und wie man mit dem Thema Esserziehung umgeht. Wir arbeiten in der Klinik mit dem „Leibeslust“ Konzept. Dieses Konzept ist an die Empfehlungen des Bundeszentrum für Ernährung angepasst. Hier steht das Angebots- und Entscheidungsprinzip im Vordergrund. Die Erwachsenen stellen das Angebot und üben die Vorbildfunktion aus, die Kinder entscheiden sich. Hierzu bieten wir aktuell auch eine Schwerpunktkur „Esstisch statt Stresstisch“ an.
Welche Tipps hast Du, die gesunde Ernährung nachhaltig in den Alltag zu integrieren?
In den Beratungen gehe ich individuell auf die Patientinnen und ihren Alltag ein.
Ein allgemeiner Tipp kann jedoch sein, sich morgens ganz kurz zu überlegen, wie der Essalltag aussehen soll. Was frühstücken wir? Was kochen wir zum Mittag/Abendessen?
Das gibt Sicherheit und verhindert, dass man sich doch noch mal schnell etwas oft eher Ungesundes kauft.
Die Achtsamkeit habe ich bereits angesprochen. Hier geht es darum, bewusst und am Tisch zu essen. Wenn wir im Stehen, Gehen oder Nebenbei essen, nehmen wir nicht wahr, was wir essen. Das kann man gut mal im Selbstversuch testen.
Es kommt aber natürlich auch darauf an, mit den richtigen Lebensmitteln satt zu werden. Nur dann kann man auch mal Esspausen einlegen. Hier spielt der Vollkornanteil eine besondere Rolle, aber auch der Obst- und Gemüseanteil. Ein Tipp kann sein, zu jeder Mahlzeit Obst und oder Gemüse zu essen. Das sättigt und ist gesund.
Wir bedanken uns bei Dir, liebe Miriam, für das nette Gespräch und wünschen euch noch viele schöne Kochkurse!